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Hermann Graf Keyserling
Motto

Der kürzeste Weg zu sich selbst führt um die Welt herum.

© Keyserling, Hermann: Das Reisetagebuch eines Philosophen. Darmstadt: Reichl, 1919

Reinhard Karl
Rolling Stone

Die Frage, ob ich gerne noch einmal jünger wäre, oder, wenn ich die Wahl hätte, es anders machen würde, stellt sich nicht. Als Ausgleich für die Jugend bekommt man Erfahrung. Zum ersten Mal denkt man in einer weiteren Dimension: der Vergangenheit. Je mehr man erlebt hat, desto mehr ist man. Man ist nicht mehr Wüstensand, der von jeder Emotion weggeblasen werden kann. Man ist ein Stein geworden, ein Rolling Stone. Der unaufhaltsam seine Bahn zieht und der fest daliegt, wenn er zur Ruhe gekommen ist.

© Reinhard Karl (letzte Sätze, die er im März 1982 schrieb...)

otl aicher
rückkehr zu den verben

schon die typografische auszeichnung der substantive zeigt, welchen stellenwert sie in unserem sprachsystem haben. sie werden groß geschrieben.
      das war nicht immer so. die übung kam im absolutismus auf, als es darum ging, den könig, den fürsten, die institutionen des staates auszuzeichnen, indem man auch das wort gott mit großbuchstaben schrieb. damit bekamen objekte und einrichtungen, das statische in unserer welt, das seiende, ihre bevorzugung. das haus des fürsten sollte ja ewig währen, wie auch das land und der staat.
      die verben verkümmerten. prozesse, verhaltensweisen, vorgänge, die dynamik der welt standen unter der beschwichtigung der sprachlichen vernachlässigung. zu lieben war nur ein vorfeld der ehe, sich freuen nur das flüchtige vorüber gegenüber dem glück, das der staat seinen untertanen versprach. und in rom und bangkok zu sein, hat heute mehr zu sagen als zu reisen, zu schauen und zu genießen. die wege, die erlebnisse, das "wie" einer reise, tritt gegenüber dem triumph zurück, am ziel zu sein. objekte besetzen, orte belegen, spiegelt das umkippen der verhaltenswelt in eine dingwelt. das machen und erfahren verkümmern gegenüber dem vorzeigen von besitz, der eine ansammlung von dingwörtern mit sich brachte.
      jetzt steht die welt voll von unrat und bürokratien. sachen stellt man in museen und begafft sie. institutionen blähen sich auf zur nutzlosigkeit der selbstbehauptung.
      zu unserer fortbewegung stehen um unser haus immer mehr gegenstände herum, jetzt auch noch das segelboot, das klappfahrrad und das geländeauto. nur weil wir nicht mehr gehen, laufen, wandern, schlendern, spurten, springen oder bummeln können. es sind objekte, die wir benutzen, geräte.
      ich schreibe substantive wieder klein, aber das reicht sicher nicht. man muss wohl wieder beginnen zu gehen.

© otl aicher: gehen in der wüste. frankfurt: fischer, 1982

Weltreise

Ich wäre jetzt dann bereit für eine Weltreise. Kommst du mit?
Ich habe uns Butterbrote geschmiert...

© unbekannt


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